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Schimmelpilzgifte (Mykotoxine)

Nahaufnahme Petrischale mit Kulturen

Schon lange ist bekannt, dass Haustiere erkranken können, wenn sie verschimmelte Futtermittel aufgenommen haben. Dieses zunächst veterinärmedizinische Problem fand eine Ergänzung im Bereich der Humanmedizin, als in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts russische Forscher aufzeigen konnten, dass auch die menschliche Gesundheit durch den Konsum verschimmelter Lebensmittel beeinträchtigt werden kann. Das unter dem Begriff "alimentäre toxische Aleukie" (ATA) zusammengefasste Krankheitsbild ist auch die erste Mykotoxikose, die beim Menschen nachgewiesen werden konnte.

Erst ab 1950 begannen Wissenschaftler der verschiedensten Fachrichtungen, sich intensiv mit der Verbreitung, der Isolierung und der Biosynthese der einzelnen Giftstoffe, zu beschäftigen, die von Schimmelpilzen auf Futter und Lebensmitteln produziert werden. Untersuchungen zur chemischen Struktur und zur toxikologischen Wirkungsweise dieser "Mykotoxine" schlossen sich an. So sind heute hunderte Mykotoxine bekannt, von denen jedoch nur wenige genauer charakterisiert werden konnten.

Mykotoxine sind Stoffwechselprodukte von Pilzen. Nicht zu den Mykotoxinen zählen die Giftstoffe, die in Fruchtkörpern gewisser Basidiomyceten (z.B. Knollenblätterpilz) enthalten sind.

Der Befall mit Pilzen kann direkt beim Wachstum der Pflanzen/Früchte erfolgen (Primärkontamination) (z.B. Mutterkorn bei Getreide) oder erst bei der Lagerung und/oder Weiterverarbeitung (Sekundärkontamination) (z.B. Aflatoxine in Maronen). Außerdem können diese vom Tier aufgenommen werden und dort im Körper eingelagert und/oder in die Milch übergehen (Carry Over) (z.B. Aflatoxin M1 in der Milch).

Für den Verzehr durch den Menschen sind die folgenden Mykotoxine wesentlich:

Mykotoxine

Wirkstoffe
(beispielhaft)

gebildet durch
(beispielhaft)

Vorkommen
(beispielhaft)

Aflatoxine

Aflatoxine B1, B2, G1, G2, M1

Aspergillus

Ölsamen, Nüsse, Bohnen, Trockenfrüchte, Gewürze, Getreideprodukte

Fusarientoxine

Zearalenon

 

Trichotecene (Deoxynivalenol, T-2-Toxin, HT-2-Toxin

 

Fumonisine (Fumonisin B1, B2)

Fusarium

Getreideprodukte

 

Getreideprodukte

 

 

 

Mais

 

Ochratoxine

Ochratoxin A

Aspergillus, Penicillium

Trockenfrüchte, Wein, Kaffee, Kakao

Ergotalkaloide (Mutterkorn-alkaloide)

Ergocristin, Ergokryptin, Ergotamin, Ergosin, Ergocristinin

Claviceps purpurea

Getreideprodukte

Patulin

Patulin

Aspergillus, Penicillium

Fruchtsäfte(Apfelsaft)

Citrinin

Citrinin

Penicillium

Aspergillus

Rotschimmelreis, Bohnen, Früchte, Gewürze

Alternariatoxine

Alternariol, Alternariolmonomethylether, Tenuazonsäure

Alternaria

Tomatenerzeugnisse, Sonnenblumenkerne, Getreideprodukte, Gewürze

 

Die Gesundheit von Mensch und Tier kann durch Mykotoxine geschädigt werden. Die einzelnen Mykotoxine können beispielsweise unterschiedliche Krankheiten, eine Schädigung des Immunsystems, der Leber, der Niere oder des Erbgutes bewirken. Auch die Entstehung von Krebs kann durch bestimmte Mykotoxine begünstigt werden. Das gesundheitsschädliche Potential der einzelnen Mykotoxine ist dabei unterschiedlich.

Höchstmengen für Mykotoxine sind in der VO (EU) 2023/915 geregelt.

In der Regel sind nur einzelne Früchte oder Pflanzen einer Partie mit Mykotoxinen kontaminiert, sodass eine "Nesterbildung" vorliegt. Deshalb ist es wichtig, dass eine repräsentative Probenahme stattfindet. Diese Probe wird im Labor der Lebensmitteluntersuchung zerkleinert, homogenisiert und in zwei gleichgroße Teile aufgeteilt. Der erste Teil der Probe wird für die amtliche Untersuchung genutzt, der zweite wird als Gegenprobe für den Lebensmittelunternehmer bereitgestellt.

Über das EU-Schnellwarnsystem (RASFF Portal – online searchable data) sind Informationen über überhöhte Gehalte an Mykotoxinen in Lebensmitteln verfügbar.

Für bestimmte Lebensmittelgruppen existiert eine Vorführpflicht für die Einfuhr aus Drittländern in die EU. Die Festlegung der vorführpflichtigen Lebensmittelgruppen wird regelmäßig den aktuellen Gegebenheiten angepasst.

Informationen und Grundlagen zur Mykotoxinforschung werden u.a. durch die Gesellschaft für Mykotoxinforschung e.V. weitergeben.

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